Der Roman 'The Second Man' von Edward Grierson hieß in seiner deutschen Übersetzung 'Die Dame in der schwarzen Robe'. Er wurde 1960 für das Fernsehen verfilmt (Regie führte immerhin Peter Zadek) und 1962 entstand beim Hessischen Rundfunk unter der Regie von Fränze Roloff dieses Hörspiel.
Die junge Anwälting Marion Kerrison soll den des Mordes angeklagten John Maudsley verteidigen. Im Verlauf des Prozesses kommen immer mehr Ungereimtheiten in den Aussagen ihres Klienten zu Tage. Dennoch beharrt Kerrison darauf, dass Maudsley unschuldig ist und gibt alles, um ihn vor der Todesstrafe zu bewahren.
Gerichts-Thriller sind natürlich für Hörspiele eine ideale Vorlage. Ein Großteil der Handlung spielt sich in einem Raum mit klar umrissenen Figuren ab. Da braucht es also neben ein wenig Gemurmel im Publikum und etwas Stühlerücken kaum Geräuschkulisse. Wenn dieses Hörspiel den Gerichtssaal allerdings mal verlässt fällt sofort auf, wie gut die Geräusche klingen. Das Vogelgezwitscher ist keine Dauerschleife, sondern klingt richtig echt. Die Zugfahrt wird durch entsprechende Geräusche er'fahr'bar, und wenn die Gefängnistür ins Schloss fällt, hat das etwas Beklemmendes. Ja, die Geräuschkulisse ist für heutige Hörgewohnheiten sehr reduziert, aber dennoch ziemlich wirkungsvoll. Gleiches kann man von der Musik, die wenige Male als 'Szenentrenner' zum Einsatz kommt, nicht unbedingt sagen. Sie ist gelungen, aber bleibt nicht weiter im Ohr.
Wie jeder gute Krimi hat 'Die Dame in der schwarzen Robe' nicht nur den Kriminalfall, sondern eine darunter liegende Handlungsebene aufzuweisen. Hier ist es der Kampf der Anwältin gegen die Vorurteile der von Männern dominierten Justiz sowie das unbedingte Festhalten an ihrer Überzeugung, die sie gegen jede Wahrscheinlichkeit bis zum Schluss aufrechterhält. Die permanente Unsicherheit, ob Maudsley nun der Mörder war oder nicht, macht den Großteil der kriminalistischen Spannung aus. Kerrisons Kampf um Wahrheit und Anerkennung hingegen sorgt für die eigentliche Faszination. Es ist zu vermuten, dass dieser Grundkonflikt im Roman noch deutlicher wird als im Hörspiel, aber er ist auf jeden Fall auch in dieser Produktion über die gesamte Laufzeit von knapp einer Stunde präsent.
Die Sprecher sind eine Klasse für sich. Ellen Schwiers als junge Anwältin ist top, Manfred Heidmann gibt den coolen, abgeklärten Kollegen an ihrer Seite. Der hat mich ein wenig an Hansjörg Felmy erinnert (was so ziemlich das größte Lob ist, das ich zu vergeben habe). Was Wolfgang Wahl als Sprecher draufhatte, wird insbesondere in der Schlussszene deutlich. Aber es ist wie so oft bei den Retro-Hörspielen der Öffentlich-Rechtlichen: Eigentlich sind alle Sprecher*innen so gut, dass man niemanden wirklich herausheben möchte.
Wenn man etwas bemängeln möchte, dann ist das die Auflösung. Diese kommt dermaßen unspektakulär daher, dass man gar nicht glauben möchte, dass das schon alles gewesen sein soll. Ich möchte hier nicht spoilern, deshalb nur so viel: Die der Auflösung zu Grunde liegenden Motive werden zwar durchaus erwähnt, man hätte sich aber unbedingt gewünscht, dass diese näher beleuchtet und deutlicher herausgestellt worden wären. So wie es ist, geht das Finale in Ordnung, aber nicht nur aus heutiger Sicht wäre da mehr möglich gewesen.
Unabhängig davon ist 'Die Dame in der schwarzen Robe' ein tolles Hörspiel für Krimi-Fans. Man kann es noch bis zum 30.11.2023 nachhören und herunterladen, und zwar hier:
Website hr2
ARD-Audiothek
Die junge Anwälting Marion Kerrison soll den des Mordes angeklagten John Maudsley verteidigen. Im Verlauf des Prozesses kommen immer mehr Ungereimtheiten in den Aussagen ihres Klienten zu Tage. Dennoch beharrt Kerrison darauf, dass Maudsley unschuldig ist und gibt alles, um ihn vor der Todesstrafe zu bewahren.
Gerichts-Thriller sind natürlich für Hörspiele eine ideale Vorlage. Ein Großteil der Handlung spielt sich in einem Raum mit klar umrissenen Figuren ab. Da braucht es also neben ein wenig Gemurmel im Publikum und etwas Stühlerücken kaum Geräuschkulisse. Wenn dieses Hörspiel den Gerichtssaal allerdings mal verlässt fällt sofort auf, wie gut die Geräusche klingen. Das Vogelgezwitscher ist keine Dauerschleife, sondern klingt richtig echt. Die Zugfahrt wird durch entsprechende Geräusche er'fahr'bar, und wenn die Gefängnistür ins Schloss fällt, hat das etwas Beklemmendes. Ja, die Geräuschkulisse ist für heutige Hörgewohnheiten sehr reduziert, aber dennoch ziemlich wirkungsvoll. Gleiches kann man von der Musik, die wenige Male als 'Szenentrenner' zum Einsatz kommt, nicht unbedingt sagen. Sie ist gelungen, aber bleibt nicht weiter im Ohr.
Wie jeder gute Krimi hat 'Die Dame in der schwarzen Robe' nicht nur den Kriminalfall, sondern eine darunter liegende Handlungsebene aufzuweisen. Hier ist es der Kampf der Anwältin gegen die Vorurteile der von Männern dominierten Justiz sowie das unbedingte Festhalten an ihrer Überzeugung, die sie gegen jede Wahrscheinlichkeit bis zum Schluss aufrechterhält. Die permanente Unsicherheit, ob Maudsley nun der Mörder war oder nicht, macht den Großteil der kriminalistischen Spannung aus. Kerrisons Kampf um Wahrheit und Anerkennung hingegen sorgt für die eigentliche Faszination. Es ist zu vermuten, dass dieser Grundkonflikt im Roman noch deutlicher wird als im Hörspiel, aber er ist auf jeden Fall auch in dieser Produktion über die gesamte Laufzeit von knapp einer Stunde präsent.
Die Sprecher sind eine Klasse für sich. Ellen Schwiers als junge Anwältin ist top, Manfred Heidmann gibt den coolen, abgeklärten Kollegen an ihrer Seite. Der hat mich ein wenig an Hansjörg Felmy erinnert (was so ziemlich das größte Lob ist, das ich zu vergeben habe). Was Wolfgang Wahl als Sprecher draufhatte, wird insbesondere in der Schlussszene deutlich. Aber es ist wie so oft bei den Retro-Hörspielen der Öffentlich-Rechtlichen: Eigentlich sind alle Sprecher*innen so gut, dass man niemanden wirklich herausheben möchte.
Wenn man etwas bemängeln möchte, dann ist das die Auflösung. Diese kommt dermaßen unspektakulär daher, dass man gar nicht glauben möchte, dass das schon alles gewesen sein soll. Ich möchte hier nicht spoilern, deshalb nur so viel: Die der Auflösung zu Grunde liegenden Motive werden zwar durchaus erwähnt, man hätte sich aber unbedingt gewünscht, dass diese näher beleuchtet und deutlicher herausgestellt worden wären. So wie es ist, geht das Finale in Ordnung, aber nicht nur aus heutiger Sicht wäre da mehr möglich gewesen.
Unabhängig davon ist 'Die Dame in der schwarzen Robe' ein tolles Hörspiel für Krimi-Fans. Man kann es noch bis zum 30.11.2023 nachhören und herunterladen, und zwar hier:
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Das lästige an der Realität ist ihre Alternativlosigkeit. (Sarah Bosetti)