Schwule Helden und bitterböse Enden: Gibt es noch Hörspiel-Konventionen?

      Schwule Helden und bitterböse Enden: Gibt es noch Hörspiel-Konventionen?

      Früher war die Sache bei Blockbustern relativ einfach: der Held hatte männlich zu sein, um die Mitte dreißig, und die Geschichte, die uns erzählt wurde, musste zum Ende hin einen glücklichen Verlauf nehmen. Aber immer gab es diese Pioniere der verschiedenen Kunstformen, die uns einen Strich durch die Rechnung machten, indem sie Konventionen einfach frech unterliefen, neu ist dieses Phänomen sicher nicht. Auch Frauen durften Heldinnen sein, wie Ripley aus Alien bewies, Protagonisten durften böse sein, wie Tony Soprano bewies usw.
      Und nicht alle Geschichten enden immer gut.

      Nun übertragen auf den Bereich Hörspiel, in dem vieles, wie mir scheint, noch in althergebrachten Bahnen verläuft. Die erfolgreichste Hörspielserie, die es überhaupt gibt, die drei Fragezichen, folgt in ihren Grundstrukturen einer Idee der 60'er, eine andere, die sich ganz offensichtlich James Bond zum Vorbild nahm, nämlich Sinclair, funktioniert noch unter den konventionellen Maßgaben, während das Vorbild gerade mit Daniel Craig als Schauspieler eine fast schon radikale Modernisierung erfuhr. Viele Hörspiele der Jetztzeit klingen wie Relikte aus längst vergangenen Zeiten, nehmen bewusst das Nostalgiebedürfnis der Hörerinnen und Hörer in den Blick oder spiegeln schlicht das des Machers.

      Also wie wichtig ist es anno 2022, sich gewissen Hörspielkonventionen zu fügen?
      Gibt es sie überhaupt noch?

      Oder ist heute jederzeit alles denkbar? Kann man sich einen schwulen Geisterjäger vorstellen, der am Rande eine Liebensgeschichte lebt, wie es Sinclair mit Jane Collins oder Glenda Perkins hat - und wir als Hörerinnen und Hörer würden dem ebenso folgen wie einem heterosexuellen Helden? Oder heißt es bei schwulen Helden dann gleich: Beziehungen und Sex sollten in Hörspielen keinen Platz haben, obwohl das bei heterosexuellen Paaren seltsamerweise nie geäußert wird?

      Gibt es auch, was den Verlauf der Geschichte oder die moralische Einordnung von Helden angeht, immer noch recht unflexible Konventionen, die von den meisten beachtet werden? Oder ist auch hier ein Zustand absoluter Freiheit eingetreten? Anders gefragt: Darf es böse, rücksichtslose, unmoralische Helden geben - und wollen wir sie hören?
      Offene Enden, böse Enden? Denkbar? In der Breite? Ein Schurke als Protagonist? Funktioniert? Oder funktioniert eher nicht?

      Oder auch bei der Umsetzung kann es ein Abweichen vom "Gängigen" geben. Eine andere Herangehensweise an die Inszenierung, ein anderer Blick, eine andere Erzählstruktur...

      Um das deutlich zu machen: Es geht bei meiner Fragestellung nicht darum, ob es solche Versuche gibt oder nicht. Sondern ob sie nach Eurem Empfinden funktionieren. Und wie Ihr selbst dazu steht. (Ich hatte einen ähnlichen Thread vor Jahren mal im Hörgrusel gestartet, doch da wurde er hauptsächlich zum Anlass genommen, Beispiele aufzuführen, in denen vermeintlich gegen Konventionen verstoßen wurde, wohl um den Anschein zu erwecken, die Fragestellung selbst sei absurd. Aber es geht eben um die jeweilige persönliche Einschätzung.)

      Wie also steht Ihr zu dieser Thematik?
      Mögt Ihr es grundsätzlich eher, wenn man von den "altbekannten" Pfaden abgewichen wird, um ein Hörspiel mal auf eine andere Weise zu erzählen oder anderes/andere in den Fokus zu rücken?
      Oder mögt Ihr es lieber, wenn es halbwegs klar definierte Grenzen gibt, innerhalb derer sich Inszenierungen bewegen?

      Wo findet Ihr diesen Bruch mit den Konventionen besonders gelungen? Wo nicht?
      Und bei welchen Hörspielen denkt Ihr, dass sie klar für die Unverrückbarkeit solcher Konventionen stehen, bei denen kein Abweichen denkbar ist?

      Ich bin gespannt auf Eure Antworten.
      Mir fehlt etwas die Zeit zu schreiben. Ich kann mir alles vorstellen, aber es muss passen. Und wie der gute Paracelsus schon sagte „auf die Dosis kommt es an“. Konventionen zu brechen nur um Konventionen zu brechen brauche ich nicht. Wenn es aber für die eigentliche Handlung wichtig ist und es diese auch voran bringt, warum nicht? Ich fände es eigentlich genial wenn am Ende von Dark Holmes raus kommen würde, dass Holmes Holmes böse ist. Dann würde ich sogar den Hut ziehen, dass man hier Grenzen überschreitet, mit den Gefühlen der Hörer/innen spielt und sie einstweilen auch an der Nase herum führt. Ich habe auch Miami Vice geliebt weil es dort öfters ein schlechtes Ende, also kein Happy End gab. Betreffend sexueller Orientierung kann man gerne andere Wege in Hörspielen gehen, gerne auch „aufregen“, aber auch hier muss es die Geschichte „hergeben“. Und mal eine Comedy Folge in einer sonst ernsten Serie, denke da an Akte X oder ein Musical statt herkömmlich wie in Buffy, Ja das sorgt für Abwechslung und macht mir in der Regel, nicht immer, großen großen Spaß.

      Ab und an mag ich es also sehr gerne wenn Konventionen gebrochen werden. Erfrischend! Schön, selbst wenn es dadurch traurig endet. Ich brauche sogar meine Dosis „Überraschungen“. ABER in der Regel hab ich es schon konventionell lieber. So ehrlich bin ich. Ich mag Happy Ends. Ich mag meinen Dämonenjäger ernst und gruselig und nicht singend und ich möchte nicht ständig seine sexuelle Orientierung, egal ob hetero- oder homosexuell, unter die Nase gerieben werden.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Also ich bin ein bekennender Fan des Standard-Plots: Guter Held (oder Heldin) gewinnt am Ende (also Happy End). Im Filmebereich gibt es zwar auch den ein oder anderen Film, der z.B. mit einem schlechten Ende aufwartet und der mir trotzdem gefällt, aber es lässt mich eher traurig zurück und ich schaue mir den Film dann erneut nicht so gerne wieder an, wie einen Film mit einem Happy End.

      Im Hörspielbereich denke ich ähnlich, ich möchte am Ende aufatmen, so nach dem Motto: "Puh, im Großen und Ganzen noch mal alles gut gegangen."

      Obwohl ich mich für relativ tolerant halte, möchte ich ehrlich gesagt keinen schwulen Helden begleiten der dann noch eine leidenschaftliche gleichgeschlechtliche Romanze erlebt. Das verstört mich irgendwie immer ein bisschen und mir fehlt dann jegliches Identifikationspotenzial. Ich möchte mich ein bisschen mit dem Held oder Heldin identifizieren, dann kann ich irgendwie mehr in das Hörspiel eintauchen.
      Die Fragestellung schreit doch nach Caiman Club :D

      Das ist ein Hörspiel, dass für mich mit allen Konventionen bricht - Hagen, der absolute Antiheld (oder ist er doch eher ein Bösewicht), Gabriel ist schwul. Immer wenn man denkt, dass macht er jetzt aber nicht, dann zieht Hagen voll durch und kommt damit auch noch davon. Und für mich funktioniert das so gut, davon wünsche ich mir mehr.

      Nehmen wir dann z.B. eine etablierte Reihe wie die drei ??? - ich glaube hier wurde noch nie mit irgendwelchen Konventionen gebrochen, die Jungs bekommen einen Fall, sie zeigen ihre Visitenkarte, sie ermitteln, lösen den Fall und all freuen sich am Ende und lachen... das schrägste was da passieren könnte, wäre doch, dass mal nicht gelacht wird. 100%ig bin ich mir nicht sicher, aber ich erinnere mich nicht, dass da auch nur mal eine homosexuelle Nebenfigur aufgetaucht wäre?! Was wäre dass, wenn sich einer der Jungs erst outen würde? Wäre das noch OK? Ich bin mir nicht sicher, ob es mich stören würde, oder ob es mir egal wäre... aber ich denke, bei Reihen, die sich nun über Jahrzehnte etabliert haben, ist es nochmal schwieriger vom Bewährten abzuweichen und was neues auszuprobieren.

      Bei neuen Serien, oder Einzelhörspielen dagegen bin ich immer offen für sowas, mich macht das erst mal neugierig - denn eigentlich suche ich genau sowas, ich will nicht schon wieder Geschichte XY im zehnten neuen Gewand hören.

      Um Sinclair nochmal aufzugreifen - ja bei der Hauptserie hat sich nichts geändert - aber wie in der Parallele zu Craigs Bond - die Serie "Sinclair" macht alles anders - und das richtig gut!!!

      Aber der Bruch mit den Konventionen sollte auch passen... ich brauche keine homosexuellen Farbigen im London des 19. Jahrhunderts (Netflix - die Bakerstreet Bande...), nur um irgendwelche Schreihälse ruhig zu stellen und sagen zu können "Wow, wir sind so divers"... das funktioniert nicht, das stört einfach nur.
      Mein Name ist Dorian Hunter, und ich bin der Sohn des Teufels. Ich war der Sohn des Teufels, denn ich habe ihn getötet! :evil:
      Ich bin da auch klassisch eingestellt. Ein "typischer" Held, eine gemütliche Handlung mit netten Wendungen und ein Happy End. Da bin ich einfach zufrieden.

      Der Rest dunkt mir eine Modeerscheinung zu sein. Die Bevölkerung kennt heute "diverse" Personengruppen mit allen erdenklichen Ausrichtungen. Dem Handel nach scheinen diese ein Bedürfnis nach handelnden Personen mit denselben Ausrichtungen in einer Story zu haben, in denen sie sich wiederfinden. Dann ermittelt z.B. im Krimi halt auch mal jede Berufsgruppe vom Kellner über die Friseuse bis zur strickenden Oma.

      Jedem Tierchen sein Pläsierchen. :D Ich muss es, wenn es mir nicht gefällt, weder lesen, noch hören, noch meine Zeit damit verbringen. Wenn mich ein Titel oder Cover mal neugierig macht, wird reingeschaut. Selten gefällt es mir dann auch zum "mal anhören". Aber richtig geliebt bleiben doch die klassischen Handlungsstränge.
      Prima, danke schon mal für Eure ersten Einschätzung.

      Aber ein kruzer Hinweis noch: Ich habe für den Threadtitel die "schwulen Helden" als griffiges Bild gewählt, ganz einfach weil damit sofort klar ist, worum es geht. Aber es soll jetzt nicht in erster Linie um die sexuelle Orientierung gehen. Das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, wie man etablierten Konventionen zuwiderlaufen kann.
      Ich wollte das nur nochmal klarstellen, ehe sich die Diskussion irgendwann allein darauf verengt. :)

      hoerspiel_guru schrieb:

      Jedem Tierchen sein Pläsierchen. :D Ich muss es, wenn es mir nicht gefällt, weder lesen, noch hören, noch meine Zeit damit verbringen.


      Das halte ich für eine gesunde Einstellung. Und eben, man muss es ja nicht hören. Andere, die es lieber ungewöhnlich mögen, werden ja dafür wahrscheinlich eher nicht zum klassischen Sinclair usw. greifen.

      Und danke für den Hinweis auf den alternativen Sinclair. @Orko aus dem Zauberland An den hatte ich tatsächlich nicht gedacht und meine Worte auf die Hauptserie bezogen. :)

      @Jokel
      Wie klassisch hörst Du denn?
      Es mag ja auch unter den älteren Hörspielen vielleicht einzelne geben, die den Hör-Erwartungen völlig zuwiderlaufen.
      Ah, okay, na, dann bist Du in diesem Thread hier wohl tatsächlich falsch aufgehoben. Obwohl: Gab es nicht bei den drei ??? auch mal Folgen, die gegen die Konventionen verstießen? Eine Folge, in der recht offensiv das Thema Homosexualität miteinfloss? Dazu dann später noch die Diskussion um Jeffrey, Peters Freund? Bobs Flug ins All? Das Bergmonster? Die drei ??? am Rande der Legalität?
      Ich verfolge die Serie schon lange nicht mehr, aber ich meine mich zu erinnern, dass es da auch gewisse "Reibungen" gab...
      Wobei das Ende vom Das Geheimnis des Bermuda Dreieck ist auch kein klassisches Happy End. Ebenso die ??? und das versunkene Dorf. Diese Folge schlägt auch etwas aus dem Rahmen. Da haben wir hier auch einiges zusammen getragen: Serienfolgen, die komplett aus der Art schlagen

      Weil ich gerade nachgelesen habe, O23 hat da ja auch öfters recht überraschend und unkonventionell gehandelt. Einmal als es plötzlich einen Überfall im Studio gab, während man das Hörspiel aufnahm, das man hörte. Das Ende hatte viele geärgert bzw. verstört. Oder auch die Live-Folge rund um Jack the Ripper, die man in der Regulären Serie veröffentlichte. Fand beides großartig. Besonders die Ripper-Folge. Da gab es aber massig Kritik. Ich mag so was. Aber nur selten. So ist es etwas Besonderes innerhalb einer Serie.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

      Jokel schrieb:

      Moment,hab mit Homosexualität kein Problem,so soll das nicht rüberkommen.


      Keine Sorge, so hatte ich das auch nicht verstanden. (Las sich meine Antwort so?)

      Mein Verweis auf die drei ??? bezog sich allein auf die Konventionen innerhalb der Serie. Da war das Thema Homosexualität schon eine Art Konventionsbruch, aber eher weil hier überhaupt eine sexuelle Orientierung erwähnt wurde. Das fand ja sonst eher gar nicht statt, auch bei heterosexuellen Figuren nicht. Es wäre also durchaus möglich, auch alte Figuren mit so einem Hintergrund zu denken (zB bei Potter in der #20 und seiner Hingabe an den Freund o.ä.) Es war nur halt nie explizit Thema. Brauchte es auch nicht.

      Beim Bergmonster war es die Auflösung: Das vermeintlich Übersinnliche stellt sich als wahr heraus: Bigfoot existiert. M.V. Carey hatte so etwas ja schon zuvor praktiziert, im Karpatenhund, der meines Wissens auf deutsch stark abgewandelt wurde, um Elmquists "Wandeln" auszumerzen.
      Wobei ja das eigentliche Problem ist, dass es manchen Menschen eben nicht egal zu sein scheint, sondern sie sich daran massiv stören, wenn er etwas anderes ist als ein heterosexueller Cis-Mann.. ;)

      Aber wie schon mehrfach geschrieben: Hier soll bitte keine Gender-Debatte losgetreten werden. Das Thema ist einzig, ob es Hörspielkonventionen überhaupt noch gibt, wie Ihr zu ihnen steht und welche überhaupt als solche gelten können. Da mag der schwule Held einer Betrachtung würdig sein, aber das Thema sollte sich nicht darin erschöpfen.

      Früher waren Helden wie selbstverständlich hetero, und das musste gar nicht groß thematisiert werden. Wäre ein ebensolcher Held, der wie selbstverständlich homosexuell ist, ebenfalls denkbar und könnte er ebenso gut bei der breiten Masse funktionieren. Das ist doch die Frage. Also nicht ein Held, bei dem das Schwulsein breit ausgewalzt wird, sondern bei dem das einfach klar ist und wenig Niederschlag in der Handlung findet, also wie bei Sinclair, Burns usw.

      Würde das funktionieren?
      Was meint Ihr?

      Die Dinge unterliegen ja einem Wandel, und das ist ja auch gut. Weibliche Rollen waren früher auch oft nur da, um Angst zu haben, vom Helden beschützt zu werden und ihm am Ende als Trophäe nach dem Sieg zu dienen. Das will ja heute auch keiner mehr sehen, denke ich. Heute sollen Frauen auf Augenhöhe sein und aus sich selbst heraus stark.
      Meine Rhiannon in "und auf Erden Stille" ist den größten Teil der Story asexuell, sie versteht nicht, warum alle so einen Hype um das Thema machen.
      Spoiler anzeigen
      ​Ganz am Ende der Story wird angedeutet, dass sie sich dem Freundschafts- oder Partnerschaftswunsch von Lois vielleicht offen ggü. zeigen wird.

      ich habe das so unspektakulär wie möglich in und zwischen die Zeilen der Dialoge geschrieben, und bekam (vielleicht als vorhersehbare Konsequenz) weder Kritik von Hörern,die sich an dem Thema stören, noch Lob von denen, die sich solche Heldinnen oder Helden im Hörspiel gewünscht haben.

      Das ist mir auch recht so. Die sexuelle Orientierung ist nämlich selten THEMA eines Hörspiels (vgl.dazu die sensible Studie einer Identität namens "Buchstabier mir LKW"), und muss sie auch nicht sein -- es sei denn, es ist für die Geschichte von Belang. Wenn solche Themen nicht plakatives Etikett für politisch korrekte "Diversifikation" ist, sind die Hörer denke ich inzwischen entspannter beim Thema als vor 20 Jahren.

      Zum Threadthema: ich sehe durchaus noch die marktpolitische "Nötigung" in Richtung "Happy End", nicht nur, weil sich in zirkulären Serien sonst nicht die Verwürfelbarkeit der anzuhörenden Folgen herstellen lässt,sondern auch, weil Mundpropaganda für Geschichten mit gutem Ende nun mal besser funktioniert.
      Ich denke, dass das mit den Konventionen außerhalb von Retro vorbei ist. Nun kann man freilich einwenden, dass Retro nirgendwo so stark ist wie im kommerziellen Hörspiel.

      Happy End ist was anderes, das ist wohl doch noch die Regel, aber oft auch mit einem schrillen und ironischen Unterton.
      Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Balearen

      Acurus_ schrieb:

      Ich bin wirklich froh, in einer Zeit aufgewachsen zu sein, in der es schlicht egal war, ob ein Perry Rhodan nun hetero, schwul oder trans ist, oder ob er sich als Pferd identifiziert.


      Als die ersten Perry Rhodan-Hefte erschienen sind, wurde Schwulsein in der BRD mit Gefängnis bestraft. Und der Paragraph 175 wurde erst 1994 vollständig abgeschafft. Ganz so egal war das wohl früher doch nicht...
      Ich denke mir, es gibt immer noch gewisse Konventionen an denen man nach wie vor festhält. Bzw. Grenzen, die man als Hörspielmacher besser nicht überschreitet, weil man damit Hörspielfans eher verschreckt als anlockt.

      Mir kommt dieses hier in den Sinn: Fragmente beim Hörplanet Schwer vorstellbar dass davon jemals ein Hörspiel erscheinen würde.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

      -SilentBob- schrieb:

      ...Schüsse aus dem Dunkel...


      Ah, ja, das war es. Danke. :)


      Martin Seebeck schrieb:

      Die sexuelle Orientierung ist nämlich selten THEMA eines Hörspiels (vgl.dazu die sensible Studie einer Identität namens "Buchstabier mir LKW")


      Danke für den Hinweis.
      Klingt interessant. Werde ich mal recherchieren. :)


      Markus G. schrieb:

      Mir kommt dieses hier in den Sinn: Fragmente beim Hörplanet Schwer vorstellbar dass davon jemals ein Hörspiel erscheinen würde.


      Was ist denn das?
      Nie davon gehört.
      Fragmente beim Hörplanet

      Handelt vom Leben eines Killers, gelesen von Dennis Rohling. Das ist schon ein sehr, sehr , sehr harter Stoff. Danach hatte ich bei Dennis nicht mehr Max sondern den Killer vor Augen.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Wieder ein schwieriges Thema - und irgendwie doch nicht. Also, es gibt Konventionen, die muss man nicht unbedingt brechen. Ein Beispiel ist für mich da Gewalt, sowohl in Filmen als auch in Hörspielen. Ich brauche das gar nicht. Es gibt sicher Thematiken, wo es leider dazugehört, um es realistisch darzustellen. Aber Filme/Hörspiele (wo mir jetzt weniger Beispiele einfallen), mit Gewalt und Brutalität vollzupacken, nur weil man es könnte, das wäre nicht meins.

      Was die Sexualität eines Charakters angeht, ist für mich halt die Frage: ist das für die Handlung wichtig? Vielleicht, weil es in gewisser Weise die Motivation der Figur, etwas zu tun, erklärt? Oder zu einer gewissen Handlung führt? Dann ganz klar: warum nicht? Sonst ist das eher egal, denke ich. Es darf alles nie Selbstzweck sein, sondern muss immer Hand und Fuß haben.
      http::olis-weite-welt-des-wahns-blogspot.com

      Es war mit Sicherheit nicht richtig - doch es war einzig und nicht artig!
      Gewisse Helden sind im „Kleinen“ doch gerade deshalb interessant weil sie Konventionen brechen. Ich denke da an den schimpfenden und fluchenden Kommissar Dobranski, an den blinden Detektiven Peter Lundt, der beweist dass man auch blind Fälle lösen kann, besser als die „Sehenden“ und der auch Wirze über seine Behinderung macht. Amadeus, so genial er in der Hörspiel-Serie auch ist, ein genialer und kreativer Geist, stößt gleichzeitig die Menschen vor den Kopf und spricht von Ärschen und pforzen. Und auch unsere weltbekannten Detektive Sherlock Holmes und Van Dusen reagieren oft so wie man es eben nicht macht und auch nicht erwartet und gerade deshalb lieben sie die Massen. Auch die älteren Damen mit Strickwerkzeug sitzen nicht zuhause, machen Hausarbeit und schauen fern sondern sie nehmen sich die Frechheit heraus und lösen Kriminalfälle. Alles das sind doch bereits im Kleinen das Brechen von Konventionen und gerade deshalb hören wir ihnen so gerne zu. Es macht die Figuren interessanter, sorgt in der Situation für Überraschungen und ist einfach reizvoller zuzuhören.

      Von daher würde ich behaupten, dass die meisten Konventionen bereits über Bord geworfen wurden und werden. Aber klar nicht alles kann man in eine Geschichte packen. Ein Konventionen brechen nur um Konventionen zu brechen, macht die eigentliche Geschichte fade und uninteressant! Es muss Hand in Hand gehen.

      Was meinen denn die Herren Autoren hier dazu? Wann Brecht ihr denn gerne die Konventionen und provoziert den Hörer ganz bewusst? Und wann lässt ihr die Finger davon?
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Naja, Konventionen brechen ist vielleicht ein bisschen viel gesagt ... aber gerade in etablierten Reihen macht es schonmal Spaß, wenn eine Figur aus der zweiten Reihe auch mal ins Rampenlicht geschubst wird ... oder wenn das Ende nicht ganz so aufgelöst wird wie üblich (das ist dann schon eher eine "Provokation des Hörers"). :D Das sind dann bei mir eher kleine Experimente, um etwas aus dem üblichen Muster auszubrechen. Gerade in "Muster-Reihen" braucht es sowas auch hin und wieder, finde ich. Man darf nur auf keinen Fall mit dem kompletten Reihen-Aufbau brechen, aber ein kleiner Knacks kann nichts schaden. Es muss ja auch Raum für Überraschungen geben.

      Eins und eins ist zwei - von London bis Shanghai!


      Markus G. schrieb:

      Gewisse Helden sind im „Kleinen“ doch gerade deshalb interessant weil sie Konventionen brechen. Ich denke da an den schimpfenden und fluchenden Kommissar Dobranski, an den blinden Detektiven Peter Lundt, der beweist dass man auch blind Fälle lösen kann, besser als die „Sehenden“ und der auch Wirze über seine Behinderung macht. Amadeus, so genial er in der Hörspiel-Serie auch ist, ein genialer und kreativer Geist, stößt gleichzeitig die Menschen vor den Kopf und spricht von Ärschen und pforzen. Und auch unsere weltbekannten Detektive Sherlock Holmes und Van Dusen reagieren oft so wie man es eben nicht macht und auch nicht erwartet und gerade deshalb lieben sie die Massen. Auch die älteren Damen mit Strickwerkzeug sitzen nicht zuhause, machen Hausarbeit und schauen fern sondern sie nehmen sich die Frechheit heraus und lösen Kriminalfälle. Alles das sind doch bereits im Kleinen das Brechen von Konventionen und gerade deshalb hören wir ihnen so gerne zu. Es macht die Figuren interessanter, sorgt in der Situation für Überraschungen und ist einfach reizvoller zuzuhören.

      Von daher würde ich behaupten, dass die meisten Konventionen bereits über Bord geworfen wurden und werden. Aber klar nicht alles kann man in eine Geschichte packen. Ein Konventionen brechen nur um Konventionen zu brechen, macht die eigentliche Geschichte fade und uninteressant! Es muss Hand in Hand gehen.

      Was meinen denn die Herren Autoren hier dazu? Wann Brecht ihr denn gerne die Konventionen und provoziert den Hörer ganz bewusst? Und wann lässt ihr die Finger davon?


      Puh, ich weiß echt nicht, ob ich schon mal die Konventionen gebrochen habe. Ich glaube fast, ich müsste das verneinen. Vermutlich aus dem Grund, den du nennst. Nur weil ich es kann, muss ich es nicht tun, um eine gute Geschichte zu erzählen.
      http::olis-weite-welt-des-wahns-blogspot.com

      Es war mit Sicherheit nicht richtig - doch es war einzig und nicht artig!
      Vielleicht auch weil man als Leser nicht alles wissen muss und nicht immer provoziert und/oder informiert werden muss? Manche Romane und Romanfiguren eignen sich auch nicht immer gut Konventionen zu brechen. Zudem ist manche Konvention auch gar keine Konvention mehr?!
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

      Markus G. schrieb:

      Vielleicht auch weil man als Leser nicht alles wissen muss und nicht immer provoziert und/oder informiert werden muss? Manche Romane und Romanfiguren eignen sich auch nicht immer gut Konventionen zu brechen. Zudem ist manche Konvention auch gar keine Konvention mehr?!



      Auch das. Reine Provokation liegt mir fremd.
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      Es war mit Sicherheit nicht richtig - doch es war einzig und nicht artig!