GRËUL (WDR) von Edgar Linscheid & Stuart Kummer

      Nach 4 Folgen wage ich mal eine 'Halbzeit-Bilanz'

      'GREUL' ist ein Hörspiel des WDR - und das sagt eigentlich schon alles über die handwerkliche Umsetzung aus. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt eine Produktion dieses Senders schlecht gemacht fand. Inhaltlich sieht das bei dem einen oder anderen Hörspiel anders aus, aber an Buch, Sprecher*innen, Sounds, Musik und Dialogen gab es eigentlich nie etwas zu beanstanden. So auch hier. Es ist einfach ein großes Vergnügen, in die mittelalterliche Welt des Dorfes Quill im Zirnertal einzutauchen.

      Zuallererst ist 'GREUL' natürlich ein Horrorkrimi. Geht wirklich das GREUL um, das bisher ins Reich der Schauermärchen gehörte? Oder ist doch ein Mensch der Mörder von Ortrud, der Tochter des Schmieds? Oder ist doch ein Waldtier wie der riesige Bär, der in Folge 4 auftaucht, der Übeltäter? Wir werden als Hörer*innen direkt und ohne Vorwarnung ins Geschehen geworfen, denn Folge 1 beginnt mit der Ermordung Ortruds. Ein Schockmoment, der lange nachhallt.

      Während also ein klassicher Gruselstoff abgespult zu werden scheint, bezieht das Hörspiel einen Großteil seines Reizes aus vier Faktoren, die ungewöhnlich originell und gut umgesetzt wurden:
      • Wir sind zwar Zeugen, wie sich die Figuren verhalten, aber verstehen ihre Motive nicht sofort. Das überaus merkwürdige Gebahren des Abtes in Folge 1 wird zum Beispiel erst in Folge 2 verständlicher, die Zusammenhänge begreifen wir endgültig erst in Folge 3. Das könnte frustrierend für den/die Hörer*in sein, aber aufgrund der exzellenten Figurenzeichnung, lebendigen Dialoge und regelrecht aufwühlenden Szenen bleibt man dennoch dabei. Natürlich hofft man, dass sich auch andere Fragen noch klären, wie z. B. die, ob die Stimmen, die eine der Personen hört, echt sind, also Dämonen am Werk sind, ober ob sie Ausfluss einer psychischen Erkrankung sind. Ein Großteil der Spannung in den ersten vier Folgen resultiert genau aus dieser Unsicherheit, die einen beim Hören nie loslässt. Nichts darf hier als gesicherte Erkenntnis gelten.
      • Die Figuren werden permanent mit Fragen konfrontiert, für die es keine klare, moralisch einwandfreie Lösung gibt. Man nehme als Beispiel die Szene, in der die Dorfgemeinschaft darüber debattiert, ob man sich dem aufziehenden Sturm zum Trotz auf die Suche nach der vermissten Ortrud machen soll. Diese Szene wirkt (trotz der ungewohnten, altmodischen Sprache) sehr lebensnah und realistisch. Und man ertappt sich unwillkürlich bei der Frage, wie man sich selbst verhalten würde? Diese moralische Uneindeutigkeit zieht sich durch das gesamte Hörspiel. Selbst das Verhalten des Abts, das wir aus der aufgeklärten Sichtweise des 21. Jahrhunderts vermutlich verabscheuungswürdig finden, hat im Kontext seines Glaubens und seines Wissens durchaus seine Berechtigung. Ein Hörspiel um ein (vermeintliches?) Monster also, in dem es kein klares Gut und Böse gibt.
      • Bei genauerer Betrachtung sind die Abläufe nicht beliebig zusammengesetzt, sondern sie entspringen einem Grundkonflikt. Da ist die Abtei oben auf dem Berg - und da ist als Gegenpol das Dorf von 'Heiden' im Tal. Die einen versuchen, die 'Ungläubigen' zu bekehren, die wiederum wünschen den Mönchen die Pest an den Hals und wären sie am liebsten los. Die Handlungsweisen der Protagonisten wären ohne diesen Hintergrund nicht nachvollziehbar und gleichzeitig hebt er 'GREUL' deutlich über die meisten anderen Horror-Hörspiele hinaus.
      • Am Rande sei noch der hin und wieder eingestreute Humor erwähnt. Dieser ist zwar selten, aber wenn trifft er auch voll ins Schwarze. Dabei ist es fast egal, ob er sich auf, über oder unter Niveau befindet, denn allein dadurch, dass er so unerwartet kommt, zeigt er Wirkung. Die Szene, in der Ortrud Svinta sagt, was die Mönche wohin stecken z. B. ist sicherlich nicht sonderlich kultiviert, aber allemal für einen Lacher gut.
      Ein Hörspiel also, das mehr ist als reiner Horror oder Krimi, sondern literarische Tiefe aufweist. In den ersten vier Folgen kann das in jeder denkbaren Hinsicht überzeugen und man kann nur hoffen, dass es ähnlich gelungen weitergeht und aufgelöst wird. Anklänge an andere Hörspiele mag man sehen oder auch nicht (Der Name der Rose? Monster 1983?). Auf jeden Fall ist das hier völlig eigenständig und kupfert ganz sicher nirgendwo ab.

      Ich bin restlos begeistert.
      Das lästige an der Realität ist ihre Alternativlosigkeit. (Sarah Bosetti)
      Also ich musste bei der Suche der beiden Männern nach Ortrud an den Beginn von Macabros - Folge 2 Attacke der Untoten denken. An Monster 1983 gar nicht. Auf Grund von Kloster, Mönche und Abt natürlich auch an Im Namen der Rose. Ich hab aber bei jedem Hörspiel Assoziationen zu anderen Produktionen, weil es fast immer kleine oder größere Parallelen gibt.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Ich habe das Hörspiel jetzt zu Ende gehört und es ist in meiner Liste des Hörspiel des Jahres. Womit ich mich schwertue ist das Genre, den ein Fantasy Hörspiel, wie es beworben wird, ist es in meinen Augen nicht. Ich hoffe jetzt das es eine zweite Staffel gibt, will aber nicht zu viel verraten.
      Prima, das erste Gesamtfazit. Danke dafür, @HerrMarx :)

      Ich war und bin ja total angefixt - und dennoch musste ich jetzt, nachdem @kamica mich auf die BBC-Hörspiele nach Agatha Christie hingewiesen hat, The Mirror Crack'd from Side to Side dazwischenschieben. Ab morgen höre aber auch ich weiter. :)

      Gibt es denn noch weitere spoilerfreie Hör-Eindrücke von Hörerinnen und Hörern, die GRËUL bereits komplett durchgehört haben?
      Bin mittlerweile auch mit Grëul gestartet und habe mir die ersten beiden Folgen angehört. Also an Monster 1983 musste zu keinem Zeitpunkt denken. Allerhöchstens könnte ich die gemächliche Erzählweise und weil alles in einem Ort spielt im entferntesten damit in Verbindung bringen. Die Klosteratmosphäre erinnert tatsächlich ein wenig an Der Name der Rose. Dass war es aber auch schon mit den Parallelen.
      Mein Eindruck bisher: Es ist ein handwerklich sehr gut gemachtes Hörspiel, allerdings hat es mich bisher noch nicht komplett in den Bann gezogen. Bis jetzt dreht sich das Hörspiel noch ein wenig auf der Stelle, sehr viel Gerede über die heiligen Schriften, Diskussionen um das Böse und der Akt einer Vertuschung. Ich bleibe dran, das Tempo dürfte für mein Geschmack ruhig etwas anziehen.
      Ich habe auch 2 Folgen gehört. Würde es auch als gutes und interessantes Hörspiel ansehen. Ich denke mal es ist klar ersichtlich wohin die Reise geht. Bin gespannt ob es tatsächlich so ist, wie ich es mir erwarte. Wäre natürlich ein interessanter Weg, für mich selbst aber eher weniger reizvoll. Aber vielleicht liege ich auch komplett falsch und man hat mich an der Nase herum geführt. Dann wiederum steht die Tür offen zu einem noch besseren Hörspiel für mich :)
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Urlaub sei Dank, bin ich jetzt auch durch. Ein ganz tolles und starkes Hörspiel, das vor allem im Hinblick auf Verlauf und Genrezuordnung immer wieder überrascht. Die Sprecher sind stark, die Atmo fesselnd, und gerade zum Ende hin würde man gern weiterhören. Ohne damit zu spoilern: Das Ganze schreit nach einer Fortsetzung. Die ich auch bestimmt hören werde.

      Aber.
      Aber obwohl ich mich gut unterhalten fühlte und das Ganze als bisheriges Highlight dieses Hörspieljahres betrachten würde, muss ich gestehen, wenn ich es zB mit dem Caiman Club vergleiche, dann würde ich da schon noch Luft nach oben sehen. Die einzelnen Versatzstücke der Handlung waren zwar gut umgesetzt, aber vieles war jetzt für mich nicht mehr so neu oder überraschend und schon aus anderen Geschichten so oder so ähnlich bekannt, so dass hier vieles im Grunde Variation ist, während beim CC vieles wirklich neu für mich war. Auch gibt es bei GRËUL im Vergleich zu CC auch einige Passagen, in denen die Handlung auf der Stelle tritt. Obwohl auch diese Passagen insgesamt nicht stören. Aber das ist mir schon aufgefallen.

      Insofern: Highlight 2022 - ja!, toll gemacht - ja!, mit Potential für eine Fortsetzung - ja!

      Aber auch noch mit Luft nach oben.
      Für Staffel 2. :)

      Oder anders ausgedrückt: Tolles Teil, das ein bisschen Raum für Jammern auf höchstem Niveau lässt. ;)
      Ich habe mittlerweile Teil 3 gehört. Nach wie vor ein gutes Hörspiel. Noch hat es mich aber nicht restlos begeistert.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Ich bin jetzt bei Folge 6 angelangt. Ein wirklich gutes Hörspiel, das das Kopfkino in Gang setzt. Noch habe ich viele Fragezeichen im Kopf. Ich bin auf die letzten 3 Folgen sehr neugierig :)
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Ich hatte ja jetzt viel Zeit und habe Greul auch mal durchgehört - ja es ist ein packendes Hörspiel, mit wunderbarem Cast. Ich habe allen Sprecherinnen und Sprechern ihre Rollen abgenommen, gerade Axel Prahl kann gern in viel viel mehr Produktionen mitspielen, ich höre ihn sehr gern. Interessant fand ich auch, als Aspekt eine Zeit zu wählen, in der die Kirche nicht so gut wie unumstritten war und Macht über alles hatte, das fand ich sehr erfrischend. Ansonsten: nach dem Ende muss eine zweite Staffel her. Im Abspann hieß es auch: das war es... erst einmal.
      Ja, den zeitlichen Hintergrund fand ich auch sehr spannend. Obwohl im Grunde doch nicht viel draus gemacht wurde. Die Kirchen-Problematik, auf der dann ja der Fokus lag, war im Grunde ein alter Hut, der in solchen Bearbeitungen sehr häufig geboten wird. Also ich meine die Heuchelei: Wasser predigen und Wein trinken usw. Gab es alles schon.
      Macht das Ganze nicht schlechter, denn, wie gesagt, toll produziert und performed, aber für die nächste Staffel würde ich mir wünschen, dass man sich in der Rahmenhandlung auf die Aspekte konzentrierte, die es so eben noch nicht oder eben ganz selten zu hören oder zu sehen gab, etwa die vorchristliche Gesellschaft.

      Aber ich betone nochmal: Das ist "Jammern" auf ganz, ganz hohem Niveau. Und eigentlich soll es auch gar kein Jammern sein. ;)
      Ich bin noch mittendrin, heute Morgen bin ich mit Teil 5 gestartet. Das Hörspiel startet stark und wird dann auch immer besser. Einzig, Fantasy würde ich das bisher nicht nennen - aber das kommt ja vielleicht noch?! Obwohl es 1-2 Momente gab, die etwas übernatürlich klingen, aber damit spielt das Hörspiel auch, und gerade das macht auch Spaß.

      Der Cast ist klasse - und zumindest klingt es für mich hier nicht nach den 10 üblichen Verdächtigen Sprechern, die Produktion ist auf hohem Niveau, der Soundtrack passt super. Ich bin gespannt wie es weitergeht.
      Mein Name ist Dorian Hunter, und ich bin der Sohn des Teufels. Ich war der Sohn des Teufels, denn ich habe ihn getötet! :evil:
      Bin jetzt durch. An sich top, auch gerade die Sprecher gefielen mir allesamt. Zwar kann ich die vielerorts extrem hohe Lobung nicht ganz nachvollziehen, allerdings ist es wirklich sehr spannend und atmosphärisch klasse erzählt. Ab der Mitte dreht das Hörspiel gefühlt so richtig auf und das Pausieren viel mir zunehmend schwerer. Das Ende dagegen empfinde ich als Unverschämtheit. Geht in meinen Ohren gar nicht. Da kann ich dann abschließend nur noch schreiben… das Hörspiel soll der GRËUL holen!
      Ich hab gestern fertig gehört! Bei den letzten Folgen zieht das Tempo noch einmal ordentlich an! Ich muss sagen, dass man wirklich noch den Bogen geschafft hat von einem guten Hörspiel zu einem sehr guten Hörspiel zu werden. Nach dem Hören würde ich tatsächlich von einem Highlight sprechen. Gerade das Ende hat mir sehr gut gefallen. Und Ja gerade wegen des Endes muss auch ich jetzt eine Parallele zu Monster 1983 ziehen. Und Ja nun nach dem Ende empfinde ich es jetzt als Mystery-Hörspiel. Oder meinethalben auch als Fantasy, wie angekündigt, auch wenn das für mich weniger Fantasy als Mystery/Grusel ist. Es war als doch nicht nur ein reiner „Mittelalterkrimi“. Das macht das Hörspiel für mich jetzt zu etwas Speziellem und Besonderem. Ist das Ende nun offen? Ja, kann man sagen! Wie bei jeder guten Mysterygeschichte bleibt etwas offen und das Kopfkino wird in Gang gesetzt! Alles richtig gemacht. Selbst wenn es nun keine Fortsetzung gäbe. Wie auch besagten Monster 1983. Da hätte ich auch mit nur einer Staffel gut leben können. Und ich möchte noch einen Vergleich ziehen. Den zu Der Thron der Nibelungen [THE AOS] . Gerade dieser Kniff, dass es letztlich doch einen übernatürlichen Teil innerhalb der Geschichte gibt, hat mir dort gefehlt. Dieses letzte Gänsehautmoment. Hier war es da :thumbsup:
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Markus, bist du dir sicher, dass hier etwas übernatürliches im Spiel ist? Ich zweifle da stark.
      Spoiler anzeigen
      Die Andeutung am Ende ist mir zu wenig. Handlungen offen lassen und somit einer weiteren Staffel Nahrung zugeben kann ich noch nachvollziehen, aber das Ende dieser Geschichte ist so weit offen, da passt eine ganze Horde GRËULS durch. Sicher wieder ein Jahr warten. ||

      Ich für mich würde sagen eindeutig Ja! Aber klar man hat Raum für Spekulation und Möglichkeiten. Mystery! :thumbsup:
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Wie gesagt, ich kann die Enttäuschung in Bezug auf das Ende nicht so recht nachvollziehen. Wir haben es hier nun mal mit einer Serie zu tun, die auf mehrere Staffeln angelegt ist, und wir mussten nicht erst auf die VÖ der Einzelfolgen in zeitlichem Abstand warten, sondern haben sie in einem Rutsch hören können - das allein war toll wegen des intensiven Hör-Genusses.
      Dass es da jetzt einen kleinen Cliffhanger am Schluss gibt, finde ich überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, ich freue mich auf Staffel 2.
      Der Cliffhanger steht ja auch überhaupt nicht im Konflikt zu Staffel 1. Die ist ja im Grunde inhaltlich sehr rund geraten, nur wird halt am Ende mit Ausblick auf Staffel 2 eine weitere Dimension eröffnet. Ich fand das eine witzige Idee und bin gespannt, wie man das nun weiterverfolgt. Und ich sehe es wie @Markus G., was die weitere Richtung anbelangt.

      Witzig übrigens, dass Du den Thron der Nibelungen ansprichst. Ja, da ist ein Handlungselement quasi gespiegelt. War mir noch gar nicht aufgefallen. Lustig.
      Dass es da jetzt einen kleinen Cliffhanger am Schluss gibt…

      #rofl#
      Verzeih mir den plötzlichen Lachanfall, aber es handelt sich hier definitiv nicht um einen kleinen Cliffhanger. Für mich, in meiner Definition, jedenfalls nicht. Die Geschichte bricht doch gefühlt im Höhepunkt ab. Wie kann man dies als „rund“ betrachten? Ich kann kann einzelnen offene Handlungssträngen durchaus etwas abgewinnen, aber dieses wir müssen mittlerweile so gefühlt jede Serie (auch im TV Bereich) komplett offen enden lassen, geht mir gegen den Strich. Egal wie gut ich das Hörspiel letztlich ist, dies vermiest mir persönlich das die Laune. Aber ich sehe schon, da stehe ich wohl ziemlich alleine da.
      Okay, jeder kann das ja für sich definieren, wie er es möchte, aber für mich ist diese Art Cliffhanger bei einer Serie, die auf mehrere Staffeln angelegt ist, nun wirklich nichts Dramatisches. Einerseits wünschen wir uns anspruchsvollere, komplexere Welten, andererseits muss alles in leicht konsumierbare Häppchen eingeteilt werden, damit es nicht zu kompliziert wird und der Hörer in seiner Ungeduld stets befriedigt ist.

      Früher hatte man auch die Geduld, mal zu warten, bis es weitergeht. Und der WDR ist ja nun niemand, bei dem man befürchten muss, dass die Geschichte nicht fortgesetzt wird.

      Ich finde Deinen Vorwurf halt nur ein bisschen unfair, weil er den Anschein erweckt, als würde man völlig hängengelassen. So etwas schreckt manche ab. Und das finde ich nun gar nicht angemessen. Ich finde die Kloster-Geschichte schlüssig und rund erzählt, und dass die Handlung noch weitergeht, dürfte jeder ahnen, der weiß, dass eine zweite Staffel in Aussicht steht.

      Der Haupthandlungszweig um die Eröffnungsszene, mit allem, was dazu gehört, wurde, Stand:heute, recht gut und rund auserzählt. Dass sich auf dem Weg dahin Pfade öffneten, die einer weiteren Beleuchtung bedürfen - geschenkt. Ist nun mal eine Serie mit Mystery-Elementen. Gehört nun mal dazu. Wer so was grundsätzlich nicht mag, sollte beim Krimi bleiben. ;)

      Aber das Ganze lässt einen ja nun nicht total ratlos zurück.

      Denn der Cliffhanger eröffnet erst mal nur ein neues Tor innerhalb der Handlung, mehr nicht. Alles davor ließe sich als schlüssig erklärt betrachten.

      Und was die Handlung angeht. Natürlich ist die nicht komplett auserzählt. Der Handlungsbogen von Staffel 1 ist erzählt, nun beginnen die Folgen. Es ist konsequent, das an der Stelle enden zu lassen, finde ich.

      Also ich kann GRËUL nur jedem ans Herz legen. Für mich eines der, wenn nicht sogar das Highlight des Hörspieljahres 2022. :)
      Einerseits wünschen wir uns anspruchsvollere, komplexere Welten, andererseits muss alles in leicht konsumierbare Häppchen eingeteilt werden, damit es nicht zu kompliziert wird und der Hörer in seiner Ungeduld stets befriedigt ist.

      Was mich zur Frage bringt, warum
      können Hörspiele ohne Cliffhanger in deinen Ohren nicht auch komplex und anspruchsvoll sein? Ich denke schon, dass da auch beides geht. Wie bereits geschrieben, finde ich einzelne offne Handlungsstränge reizvoll. Hier allerdings bricht es für mich mitten im Höhepunkt ab.
      Bitte nicht den Sinn meiner Worte verdrehen. Das, was Du mir da in den Mund legst, habe ich weder geschrieben noch gemeint.

      Ich sehe einfach nicht, dass Staffel 1 auf "dem" einen entscheidenden Höhepunkt endet. Es gab und gibt sehr viele Höhepunkte in GRËUL. Und an einem endet die Geschichte. Aber da bricht nicht der Handlungsbogen abrupt ab, sondern der Handlungsbogen von Staffel 1 war ja im Grunde schon beendet. Es wurde nur zum Ende von Staffel 1 bereits der neue Handlungsbogen aufgebaut. Und da endet die Staffel dann. Klar will man wissen, wie es weitergeht. Aber so ist das halt am Ende eines Staffelhörspiels, das eine Geschichte erzählt. Ganz normal.

      Wie gesagt, mir ist die Kritik völlig unverständlich, aber letztlich kann es jeder so sehen, wie er will.

      Ich finde es nur halt bemerkenswert, wie viel Hörspiel-Mittelmaß allgemein durchgewunken wird, und bei einer Ausnahme-Produktion wie GRËUL wird dann moniert, dass nach der ersten Staffel noch nicht alles komplett auserzählt sei.

      Kann ich nicht nachvollziehen.
      Muss ich ja aber auch nicht.

      Für mich ist GRËUL eine echte Top-Produktion.
      Ich finde es nur halt bemerkenswert, wie viel Hörspiel-Mittelmaß allgemein durchgewunken wird, und bei einer Ausnahme-Produktion wie GRËUL wird dann moniert, dass nach der ersten Staffel noch nicht alles komplett auserzählt sei.

      Zu einem ist GRËUL definitiv eine sehr gute und zudem top Produktion, ohne Zweifel. Dies habe ich auch nie in Abrede gestellt. Aber, nur weil ich es jetzt so empfinde, dass hier mitten im Höhepunkt die Geschichte abbricht und es halt nicht so sehe wie du als nur einen neuen Handlungsbogen sehe, musst du bei meiner Kritik auch nicht gleich die „Augen verdrehen“ und mit einem „sonst wird alles durchgewunken“ vergleichen. Da ich bisher der einzige hier bin, der das Ende moniert hat, nehme ich deine Anschuldigung nämlich mal persönlich. ;)
      Im Übrigen winke ich überhaupt nicht jedes Hörspiel durch.
      Nope, war nicht auf Dich persönlich bezogen. Ich weiß nämlich gar nicht, ob Du gewöhnlich etwas oder, falls dem so ist, was Du durchwinkst. Es war eher als allgemeine Verwunderung darüber zu verstehen, dass hier überhaupt jemand das Haar in der Suppe zu finden glaubt angesichts einer solchen Ausnahme-Produktion.
      Das habe ich aber auch extra so geschrieben ("...wie viel Hörspiel-Mittelmaß allgemein durchgewunken wird...", ist doch eigentlich unmissverständlich).
      Wenn ich Dich persönlich gemeint hätte, hätte ich das auch so geschrieben. :)

      Aber wie ich schon mehrfach schrieb: Jeder kann das sehen, wie er mag!
      Und das meine ich auch so. Aber ich darf mich halt wundern.

      Und letztlich hat mich eben die Begründung nicht überzeugt. Rein sachlich. Mehr nicht.

      Also kein Grund, es persönlich zu nehmen. Oder es selbst zu werden. Es geht nur um ein Hörspiel.

      In diesem Sinne: agree to disagree. :)
      Ich habe mittlerweile die ersten sechs Folgen gehört. Für mich war erst nicht nachvollziehbar, warum @Hardenberg Vergleiche zum 'Caiman Club' gezogen hat, aber es ist schon so, dass in den Folgen 4 bis 6 die Intrigen und gegenseitigen Anfeidungen stärker in den Vordergrund rücken. Das geht ein wenig zu Lasten der uneindeutigen, gruselig-dichten Atmosphäre, welche die ersten drei Folgen geprägt hat. Ich finde es aber weiter sehr unterhaltsam und richtig packend. Für mich nach wie vor ein absolutes Highlight, dessen Auflösung ich nach wie vor nicht vorhersehen kann. Stand jetzt scheint ja doch nichts Übernatürliches im Spiel zu sein. Aber die Posts derer, die es schon komplett gehört haben, deuten ja wieder in eine andere Richtung...

      Ich bin weiter gespannt und habe viel Spaß mit 'GREUL'.
      Das lästige an der Realität ist ihre Alternativlosigkeit. (Sarah Bosetti)
      Also ich muss sagen, ich hab schon vollstes Verständnis wenn einem so ein Ende nicht gefällt. Vor allem wo man ja zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu 100% von einer weiteren Staffel ausgehen kann. Und diese Form des Endes ist nicht jedermanns Sache. Ist so. Versteh ich. Für mich ist es halt andersrum. Ich finde gerade das Ende genial und könnte wunderbar mit einem solchen Ende leben. Man kann es als Cliffhanger ansehen wenn eine weitere Staffel kommen sollte. Aber auch als Ende.

      Davon ab sind ja alle vom Hörspiel begeistert. Und gerade wenn man ein Hörspiel hört, dass man sehr gut findet, tut ein Ende, das einem nicht gefällt, besonders weh.

      Aber, auch hier sind wir uns wohl alle einig, gerade durch das Ende werden Emotionen geweckt. Bei manchen positive und bei manchen negative. Wie man wunderbar lesen kann. UND durch das Ende gibt es auf jeden Fall viel Rede- und Diskussionsbedarf.

      Da wurde schon viel richtig gemacht. Aber Geschmäcker sind verschieden. Ohne wenn und aber.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      Habe gestern Abend auch mit der Serie angefangen und sie hat mich gleich mit der ersten Folge richtig gefesselt. War schon schwer, eine Pause einzulegen, aber irgendwann muss man ja auch mal schlafen. #gaehn# Habe heute schon bis einschließlich Folge 5 weiter gehört und bin immer noch sehr begeistert.

      Fantasy finde ich hier allerdings nicht wirklich. Würde es eher als Mystery-Krimi bezeichnen. Durch das Umfeld Kloster und Heidendorf ist es für mich persönlich auch ein interessanter Handlungsort. Die Sprecher sind allesamt klasse. Besonders Axel Prahl gefällt mir hier in einer Hauptrolle. Würde ihn auch gerne öfters in Hörspielen hören.

      Das ist jedenfalls eines meiner Highlights für 2022. Bin gespannt, wie mir dann das Ende gefallen wird. Hier ist es ja sehr durchwachsen angekommen.
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      Ich bin heute so farbenfroh, ich habe fünf verschiedene Schwarztöne an.