Der Schwarm

      Der Schwarm

      Der Schwarm



      Ein Fischer verschwindet vor Peru, spurlos. Ölbohrexperten stoßen in der norwegischen See auf merkwürdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz genommen haben. Währenddessen geht mit den Walen entlang der Küste British Columbias eine unheimliche Veränderung vor. Nichts von alledem scheint miteinander in Zusammenhang zu stehen. Doch Sigur Johanson, norwegischer Biologe und Schöngeist, glaubt nicht an Zufälle. Auch der indianische Walforscher Leon Anawak gelangt zu einer beunruhigenden Erkenntnis: Eine Katastrophe bahnt sich an. Doch wer oder was löst sie aus? Während die Welt an den Abgrund gerät, kommen die Wissenschaftler zusammen mit der britischen Journalistin Karen Weaver einer ungeheuerlichen Wahrheit auf die Spur.


      Als 2004 das Buch zu „Der Schwarm“ erschien, betitelte man den Autor des Werkes als den „Deutschen Michael Crichton“ oder den „Deutschen Stephen King“. Sicher hatte Frank Schätzing damals die Abverkaufszahlen eines solchen literarischen Giganten, doch auf lange Sicht (heute, 2012) ist er eher auf der Strecke geblieben – zumindest was die Massenwirkung anbelangt.

      Dennoch reichte damals die Bekanntheit des „Schwarm“ dazu aus, den Hörverlag dazu zu bringen ein Hörbuch in Auftrag zu geben. Der Meister selbst machte sich daran dies umzusetzen und man kann sich nicht des Hintergedankens erwehren, das ein Autor sinnvolle Kürzungen seines Werkes an anderen Orten ansetzt, als es der Zuhörer tun würde.

      Da ich das Buch niemals gelesen habe, habe ich auch nicht wirklich die Möglichkeit zu beurteilen wo man jetzt ein wenig schneller hätte zur Sache kommen können, oder wo man lieber nicht so schnell voran gegangen wäre. Bleibt mir nur die Möglichkeit über das gehörte an sich zu urteilen und da ist vieles an Bezeichnungen und Kategorisierungen falsch gelaufen.

      Hörbuch? Nein. Inszenierte Lesung? Nein. „Der Schwarm“ ist definitiv ein Hörspiel, doch eines das von jemand inszeniert wurde, der von der tauben Zunft – also dem gedruckten Wort – kommt.

      Auch wenn ein paar der Sprecher eher lesen, als das sie spielen, so trifft der Begriff Hörbuch keinesfalls zu. Auch wenn die Soundkulisse nicht ständig vorhanden ist, so trifft der Begriff Hörbuch keinesfalls zu. Und es ist auch Musik vorhanden, also trifft der Begriff Hörbuch keinesfalls zu.

      Die Qualität der Sprecher schwankt in gewissen Partien der Geschichte recht stark, doch sind die Hauptcharaktere so besetzt, da man keine Ausrutscher hätte abliefern können. Allen voran Mechthild Großmann, Joachim Kerzel, Ulrike C. Tscharre, (unerwarteterweise) Ralph Morgenstern und der unverkennbare Bass von Thomas Balou Martin.

      Diese Sprecher bewegen sich mit professioneller Leichtigkeit durch eine geschichtliche Kulisse, welche zwischen Action Movie und Love Story hin und her schlittert. Die Gefühle der agierenden Personen sind genau so im Vordergrund, wie es die Tatsache ist, das die Menschheit während der Ereignisse im „Schwarm“ eine Aufforderung erhält sich als dominante Spezies des Planeten Erde doch entweder zusammen zu reißen, oder bitte auszusterben – wie man auch immer würde wählen wollen.

      Das Frank Schätzing seine Geschichte aus „gefälligen Elementen“ zusammen gesetzt hat, wurde ihm mehrfach vorgeworfen. Dies ist jedoch in meinen Ohren nicht negativ, sondern produzierte eher den Effekte des Hollywoodstyle, auch wenn man zeitweise mit wissenschaftlichen Begrifflichkeiten zugeworfen wird, welche wohl literarischen Tiefgang erzeugen sollten.

      Die Geschichte ist nicht neu: Der Mensch zerstört den Planeten, doch gibt es eine Macht, welche ihm seine Irrwege aufzeigt, jedoch auch nicht davor zurück schreckt die Spezies Mensch auszulöschen. Neu ist jedoch der Umstand das die Bedrohung aus den „eigenen Reihen“ kommt und nicht extraterrestrischen Ursprungs ist. Woher die bedrohende Rasse der „YRR“ (?) kommt ist relativ egal – sie sind da und sie sind eine Bedrohung.

      Die Inszenierung des Hörspiels ist, wie auch die vorgebende Geschichte, nach Hollywood ausgerichtet. So bleibt auch nicht aus, das sich ab und an einmal gewisse Bilder aus James Camerons „Abyss“ ins Kopfkino schieben, denn so weit weg ist „Der Schwarm“ im Feeling nicht davon entfernt. Doch ist die Darstellung von Land und Leuten eher für ein gereifteres Publikum ausgelegt, denn akustisch zu opulent geht es dennoch nicht zu.

      Da wo Effekte angebracht sind, bekommt man sie geliefert und auch an Musik wird nicht gespart. Diese ist jedoch recht ungewöhnlich für ein Hörspiel und man hat stets den Eindruck das doch andauernd gleich jemand, vorzugsweise in gälisch, beginnen muss in Gesang zu verfallen. Stets sehr intensiv und manchmal auch todernst und trauernd, bekommt man Instrumente wie Uillean Pipes, Tin Whistle und andere Exoten geboten.

      Musik, Geräusche und die meisten Sprecher vermischen sich zu einem sehr hörbaren und kurzweiligen Amalgam. Leider nur die meisten Sprecher, denn gerade der Stimmakrobat mit dem meisten Text, macht auch die meisten Fehler. Manfred Zapatka scheint nicht wirklich der Intonierung englischsprachiger Begrifflichkeiten und Namensgebungen zugetan zu sein. Neben dem Umstand das er gewisse, eher unbedeutende, Passagen, mit fast schon todesdrohendem Unterton zum besten gibt, so schafft er es mit spielender Leichtigkeit fast jeden Namen der Protagonisten so zu verdeutschen, das es teilweise schmerzt. Er mag sicher als Schauspieler seine Gage wert sein, doch als Erzähler ist er, in diesem Fall, eher ungeeignet. Dies möchte ich auch nicht wirklich Herrn Zapatka zur Last legen, sondern eher Herrn Schätzing aufbürden, welcher eine fehlende Regie doch ab und an zu deutlich werden lässt.

      Dies ist jedoch der einzige Nachteil von 723 Minuten Spielzeit auf 10 Audio-CDs. Spannend, wenn auch recht leicht vorhersehbar, läuft das innere Kopfkino während des Zuhörens zur Hochform auf. Langsamere Passagen wechseln sich, in recht homogener Abfolge, mit Actionsequenzen ab und erschaffen so recht plastisch die Welt des vermeintlichen Untergangs auf der Leinwand des Augeninneren.

      Mein Tipp wäre, nicht nachzugeben, auch wenn einem die Geschichte zu platt und zu dröge vorkommen mag – dies ist nur temporär und ändert sich schneller als das Wetter im Skagerak. Groß, opulent und wellenartig überwältigend...



      5 von 5 Buckelwalen
      Oh, so bald schon. Super Sache, ich freu mich.
      Ich hab ja damals 2002 in der Wiener U3 zwischen Volkstheater und Neubaugasse mit dem Motorala A920 von Drei und Leni Riefenstahl das erste Selfie der Geschichte geknipst” - Aus meiner Biografie, erschienen im Jahr 2039, geschrieben im Jahr zuvor am Pool einer Finca auf den Balearen
      Die Serie werde ich mir auch mal vormerken. War damals vom Hörbuch auch sehr angetan. Halb Hörbuch, halb Hörspiel war zu dem Zeitpunkt für mich etwas ganz neues und auch die Handlung hatte mich damals in ihren Bann gezogen.
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      Ich bin heute so farbenfroh, ich habe fünf verschiedene Schwarztöne an.
      Nur noch 9 Tage, dann startet 'Der Schwarm' in der Mediathek. Die Meinungen über die Vorlage gehen ja weit auseinander. Für meinen Geschmack ist das einer der besten SciFi-Thriller, den ich bisher gelesen habe und die Hörspielumsetzung fand ich auch großartig.

      Wer aber hofft, die acht Folgen gleich komplett sehen zu können, wird enttäuscht.
      Ein bisschen ist das Ganze eine Mogelpackung, denn 'Der Schwarm' wird in der Mediathek nur einen Tag vor der TV-Ausstrahlung beendet.

      Im linearen Fernsehen:
      Folge 1 und 2: 06.03.2023, 20:15, ZDF
      Folge 3 und 4: 07.03.2023, 20:15, ZDF
      Folge 5 und 6: 08.03.2023, 20:15, ZDF
      Folge 7 und 8: 09.03.2023, 20:15, ZDF

      In der ZDF-Mediathek:
      Folgen 1 bis 3 ab dem 22.02.2023, 10:00
      Folgen 4 bis 6 ab dem 01.03.2023, 10:00
      Folgen 7 und 8 ab dem 08.03.2023, 10:00

      Ich freue mich jedenfalls sehr drauf und finde, dass der Trailer schon mal einen richtig guten Eindruck hinterlässt.


      Das lästige an der Realität ist ihre Alternativlosigkeit. (Sarah Bosetti)
      Weiß nicht was ich gehört habe, muss mal ins Regal schauen, glaube es war das Hörspiel, aber ich hatte es extrem erzähllastig in Erinnerung. Irgendwie war es genial. Irgendwie aber auch etwas zäh. Muss ich mal wieder hören. Vielleicht ist das Hörbuch hier die bessere Wahl. Aber die Grundthematik ist auf jeden Fall sehr gelungen ^^
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

      hoerspiel schrieb:

      So weit ich es richtig im Kopf habe ist es trotzdem kein waschechtes Hörspiel. In der Beschreibung von deinem Link steht auch „visionäre Verschmelzung aus Hörbuch und Hörspiel“.
      Ja, @Tolkien hat das ganz richtig beschrieben: Erzählerlastig halt.
      Das lästige an der Realität ist ihre Alternativlosigkeit. (Sarah Bosetti)
      Man darf auch etwas kritisieren, was einem Tantiemen einbringt - er muss nicht alles abnicken, nur weil es auf der Idee seines Buches basiert. Und doch, in dem Fall darf man glauben, was in der Zeit steht. Denn es ist ein Interview und das hat er so gesagt, warum sollte man diese Aussage denn anzweifeln?
      Er wird das schon so gesagt haben. Aber trotzdem kann es ja einer Mehrheit gefallen. Ich lasse mich überraschen.
      Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

      Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#
      100 % Zustimmung @Markus G.
      Michael Ende war auch mit keinem der Filme seiner Bücher zufrieden und trotzdem sind diese größtenteils bis heute erfolgreich und zeitlos.
      Wo wäre für Schätzing das Problem gewesen der Produktion mit Rat und Tat zur Seite zu stehen :?:
      Ist auf jeden Fall besser als wenn es zu spät ist medial zu kritisieren bzw. sich zu beschweren.
      Pumuckl, Jan Tenner, Dominik Ahrens, Markus Topf u.v.m. in unserer neuen Talker-Lounge-Folge 159.